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„Governing Through Crime” – Warum die Kriminalpolitik für autoritäre Kräfte attraktiv ist
Einleitung Mit Kriminalität wird Politik gemacht. Am Anfang steht dabei häufig ein medial rezipierter Einzelfall (Mord, Vergewaltigung), der zum Anlass genommen wird, einen Diskurs über den Umgang mit Kriminalität hervorzurufen. In diesem stellen politische Akteur:innen aller Couleur sodann Forderungen auf, wie die Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze, wenn der oder die Tatverdächtige unter vierzehn Jahre alt ist…
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Alles auf Rot! – Warum die SPD mit ihrem Rechtsruck in der Migrationspolitik scheitert und eine Rückbesinnung auf ihre Werte wichtiger denn je ist
Das Kanzlerduell vom 9. Februar 2025 ist im Kopf geblieben und hat deutlich gemacht: In der politischen Auseinandersetzung um Migration scheint sich die Logik durchgesetzt zu haben, dass Abschiebezahlen und Härte gegenüber Geflüchteten als Beweis politischer Handlungsfähigkeit gelten. Sowohl Merz als auch Scholz warfen mit Zahlen um sich – zu Rückführungen, Abschiebehaft, irregulärer Migration –…
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Von einer kapitalistischen Demokratie zum Autoritarismus? Die Folgen eines parasitären Verhältnisses
«Mit einem Worte, die Demokratie ist unentbehrlich, nicht weil sie die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat überflüssig, sondern umgekehrt, weil sie diese Machtergreifung ebenso notwendig, wie auch einzig möglich macht.» – Rosa Luxemburg Die Demokratie ist untrennbar mit der Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat verbunden und doch oder eben deswegen ist…
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Leistung ohne Prinzip? – Wie das Leistungsprinzip Neoliberalismus und Neue Rechte verbindet
«Leistung muss sich wieder lohnen» (CDU-Parteiprogramm) oder «Es gibt kein Recht auf Faulheit» (Lars Klingbeil) – politische Rhetorik, die auf eine (Wieder-)Belebung der Leistungsgesellschaft abzielt und Menschen zu stärkeren individuellen Anstrengungen animieren soll, hat wieder Konjunktur. Interessant ist dabei, dass Leistung, wie nur wenige andere politische Begriffe, im rhetorischen Werkzeugkasten fast aller politischen Parteien und…
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Arendt über Autorität, Totalitarismus und Einsamkeit
1954 veröffentlichte die politische Theoretikerin Hannah Arendt einen Aufsatz mit dem Titel «Was ist Autorität?». Arendts Antwort war überraschend: Autorität ist verloren und es gibt keine Hoffnung auf ihre Wiederherstellung. Die Geschichte des Verlusts der Autorität verrät uns jedoch viel über unsere Welt, über unsere Ansprüche an sie und über die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt…
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Editorial Autoritäre Versuchungen
Diese Menschen sind gefährlich, haben sich nie falsch bekanntSie sind völlig unverfroren in ihre kleine Welt gebannt […]Diese Menschen sind gefährlich, sie sind gänzlich unverdrehtSie leben völlig selbstverständlich, Terror als Identität. Als Menschen können wir uns der Gesellschaft nicht entziehen. Wir sind davon abhängig, unser Zusammenleben auch zusammen zu gestalten. Dass uns dieser Satz trivial…
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Call for Papers Ausgabe 25/1 «Aktuelle Tendenzen zum Autoritarismus»
Autoritäre Versuchungen sind auf dem Vormarsch. Während Demokratie, Freiheit und Solidarität in den Hintergrund politischer Auseinandersetzungen treten, eilen die Gegner:innen dieser Werte von Erfolg zu Erfolg. Ob der autoritäre Staatsumbau in den USA, die Versicherheitlichung der Migrationsdebatte im Bundestagswahlkampf oder die Radikalisierung der erstarkenden AfD – die Probleme sind vielfältig. Linke, emanzipatorische Antworten stehen vor…
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Mit Schubert in Buchenwald
Wenige Orte vereinen die Glanz- und Schattenseiten deutscher Geschichte so wie der Ettersberg bei Weimar. Innerhalb von knapp zwei Kilometern Luftlinie liegen hier das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald und Schloss Ettersburg. Im Schloss, einst Treffpunkt etwa von Anna Amalia, Goethe und Schiller, war am 12. Januar 2025 Schuberts Winterreise zu hören. Konstantin Krimmels kraftvolle Interpretation, die…
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Koschka Linkerhands «Feministisch Streiten 2» – Mehr als eine Rezension
Vorbemerkung Die Theoriearbeit von Koschka Linkerhand begleitet die beiden Autorinnen dieses Textes schon viele Jahre. Als mit dem Sammelband «Feministisch Streiten» im Jahr 2018 ihr erster großer, öffentlichkeitswirksamer Beitrag zur feministischen Debatte erschien, waren beide Studienanfängerinnen und, wenn auch seit einigen Jahren feministisch interessiert, so doch auch Anfängerinnen in feministischen Theoriediskussionen. Vorgeprägt – manche würden…